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Hat Fasten negative Langzeitfolgen für das Gehirn?

Geschrieben von:

Kornelia C. Rebel

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Fasten beeinflusst Demenz eher nicht

Eine der beliebtesten Techniken für die Entgiftung, das auch die Lebensdauer verlängern soll, ist die Einschränkung der Kalorienmenge. Ob Heilfasten oder Intervallfasten: Studien, die sich mit diesen Themen befassen, liefern häufig gemischte Ergebnisse. Bei Menschen mit Übergewicht scheint Fasten die beste Wirkung zu zeigen.

Bei der aktuellen Studie gingen die Wissenschaftler der Frage nach, wie sich Fasten auf unsere kognitiven Leistungen und das Risiko für Demenz auswirkt. Die Ergebnisse von bisher veröffentlichten Arbeiten sind zwiespältig, wenn es um die Antwort auf diese Frage geht. Bei Mäusen beispielsweise profitieren einige Familien vom Fasten, während andere danach früher als erwartet sterben.

Mäuse mit genetischer Vielfalt

Die neue Studie US-amerikanischer Wissenschaftler wurde Preprint veröffentlicht. Das bedeutet, die Ergebnisse wurden noch nicht von Experten begutachtet, ein als peer review bezeichneter Prozess. Die Wissenschaftler nutzten dafür eine große Population von Mäusen, die auf Diversität hin gezüchtet wurden. Durch das Mischen mehrerer Gründerstämme entstand eine Mäusepopulation, die genetisch vielfältiger ist als die üblichen Inzucht-Laborstämme.

Diese unterschiedlichen Mäuse wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Eine Kontrollgruppe konnte nach Belieben essen. Eine Gruppe bekam eine Ernährung mit 20 % verringerten Kalorien. Bei einer anderen Gruppe wurde die Kalorienmenge um 40 % verringert. Eine Gruppe fastete wöchentlich einen Tag lang. Eine andere Gruppe legte zwei Fastentage pro Woche ein.

Fast lebenslange Diät für Mäuse

Die Mäuse wurden im Alter von 6 Monaten auf ihre Diät gesetzt und dann nach 10 Monaten, 22 Monaten und 24 Monaten kognitiv getestet. Als sehr grober Durchschnitt gelten bei Laborstämmen von Mäusen 25 bis 30 Monate als maximale Lebensdauer. Zudem wurden die Mäuse genetisch analysiert.

Im Alter von 10 und 22 Monaten wurden die Mäuse einem Y-Labyrinth-Arbeitsgedächtnistest unterzogen. Dabei wird festgestellt, wie oft die Tiere die verschiedenen Arme im Labyrinth erkunden. Im Alter von 24 Monaten mussten sie sich einer kontextuellen Angstkonditionierung unterziehen. Wie schnell können sie lernen, dass ihre Füße an einem bestimmten Ort einen elektrischen Schock bekommen? Und wie lange hält diese Erinnerung?

Schädlich: 40 % weniger Kalorien

Die Ergebnisse zeigten, dass eine verringerte Kalorienaufnahme die kognitive Leistungsfähigkeit im späten Leben nicht fördert. Die 40-prozentige Reduktion der Kalorienmenge wirkte sich sogar schädlich aus.

Allerdings stellten die Wissenschaftler große Schwankungen in der Leistung der Tiere fest. Deshalb untersuchten sie das Genom der Tiere im Detail.

Die stärksten Signale im Zusammenhang mit Veränderungen der kognitiven Ergebnisse entdeckten sie in einer Region auf Chromosom 10. In dieser Region befindet sich das proteinkodierende Gen Slc16a7.

Chromosomenregion für kognitive Leistung

Frühere Forschungen deuteten bereits darauf hin, dass dieses Gen und sein Produkt etwas mit dem Stoffwechsel und der kognitiven Leistungsfähigkeit zu tun haben. Mäuse mit AJ-, NZO- und WSB-Allelen in dieser Chromosomenregion hatten eine höhere kognitive Funktion im späten Leben als Mäuse mit B6- oder NOD-Allelen.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Varianten innerhalb dieser Region mit einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit im späten Leben verbunden sind. Allerdings sind die Wissenschaftler noch weit davon entfernt, die genetischen Mechanismen der kognitiven Langlebigkeit wirklich zu verstehen.

Genetische Faktoren entscheidend auch beim Menschen?

Zudem wurden die Untersuchungen an Mäusen durchgeführt. Bei ihnen war die Wirkung von Fasten auf die geistige Leistungsfähigkeit eher gering. Allerdings lassen die Ergebnisse dieser Studie den Schluss zu, dass genetische Faktoren auch beim Menschen eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter geht.

Quelle:

Andrew R. Ouellette, Niran Hadad, Andrew Deighan, Laura Robinson, Kristen O’Connell, Adam Freund, Gary A. Churchill, Catherine C. Kaczorowski.

Life-long Dietary Restrictions have Negligible or Damaging Effects on Late-life Cognitive Performance: A Key Role for Genetics in Outcomes. bioRxiv 2022.04.09.487742; doi: https://doi.org/10.1101/2022.04.09.487742 (https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2022.04.09.487742v3)

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