Zuletzt aktualisiert am 17. März 2020 um 15:13
Es gibt Nahrungsmittel, die sind einfach fest drin in unserer Gesellschaftsstruktur. Von einigen ist bekannt, dass sie bei Autoimmunerkrankungen besser gemieden werden sollten, zum Beispiel Getreide und Gluten. Aber was ist mit Kaffee? Ist Kaffee bei Autoimmunerkrankungen eine gute Idee oder eher kritisch zu betrachten?
Wie gesund ist Kaffee wirklich?
Betrachten wir Kaffee mal ganz neutral für Otto Normalverbraucher.
Was macht Kaffee in einem normalen Stoffwechsel? Eine kleine Auflistung der gesundheitlichen Effekte und Vorteile von Kaffee:
- Kaffee ist in der westlichen Ernährung die wichtigste Quelle an Antioxidantien!
- Bei SIBO (Fehlbesiedlung des Dünndarms) wirkt Kaffee erwiesenermaßen positiv, da er die schlechten Bakterien herausspült.
- Bei Reizdarmsyndrom wirkt Kaffee abführend, was besonders bei Verstopfung sehr hilfreich ist.
- Kaffee unterstützt durch seinen Koffeingehalt die Fettverbrennung und einen gesunden Stoffwechsel.
- Kaffee unterstützt auch eine gute mentale Funktion, da das Koffein die Konzentration steigern kann.
- Regelmäßiger Kaffeekonsum senkt das Risiko für Leberkrebs und Prostatakrebs um bis zu 50 %.
- Kaffee senkt auch das Risiko für Darmkrebs beträchtlich.
- Kaffee ist vorbeugend sowohl für Typ 2 Diabetes als auch Bluthochdruck.
- Kaffee enthält B-Vitamine, Vitamin B3 sogar in biologisch relevanten Mengen.
Das sind doch schon einmal einige Wirkungen, mit denen die meisten Menschen nicht rechnen würden. Kaffee in Maßen (ein bis zwei Tassen täglich) scheint also mit sehr vielen gesundheitlichen Vorteilen verbunden zu sein. Wägen wir doch einmal ab gegenüber den Nachteilen von Kaffee.
Was sind die Nachteile von Kaffee?
- Wirkt in großen Mengen abführend.
- Qualitativ minderwertiger Kaffee enthält Schimmelgifte, die mehr Schaden als Nutzen bringen.
- Kaffee mit Milch und Zucker neutralisiert viele Gesundheitseffekte von Kaffee auf einen Schlag.
- Kaffee macht abhängig.
- Bei sensiblen Menschen sorgt Kaffee eher für Bluthochdruck und zu hoher mentaler Aktivität (man wird „hibbelig“).
- Kaffeekonsum bedeutet eine kleine Stressreaktion im Körper, da es die Produktion geringer Mengen Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin auslöst, was bei Menschen mit Nebennierenschwäche ein Problem sein kann.
Wir müssen immer die Vorteile und Nachteile abwägen. Kaffee hat sehr viele und auch sehr effektive Vorteile, jedoch auch einige Nachteile. Hier muss sich natürlich jeder eine eigene Meinung bilden und sich selber mal an die Stirn fassen, wenn er merkt, dass Kaffee mehr Schaden als Nutzen bringt.
Kaffee wird gerne missbraucht, besonders von Menschen, die zu wenig schlafen, zu viel Stress haben, sich eher ungesund ernähren und irgendwie funktionieren müssen. Dann kann Kaffee alles nur noch schlimmer machen und der Mensch wird zur tickenden Zeitbombe.
Das spricht jedoch nicht gegen den Kaffee. Kaffee ist dann eher das Vehikel, durch das der schlechte Lebensstil zum Tragen kommt. Aber deswegen Kaffee generell zu verteufeln ist nicht zielführend.
Eine einfache Faustregel: Kaffee sollte nur in Maßen und in hoher Qualität genossen werden. Lieber einen Euro mehr bezahlen, dafür eine Tasse weniger pro Tag trinken. Und: Wer Kaffee nicht gut verträgt, sollte ihn gegen Grüntee und Schwarztee eintauschen.
Konkret sind es jedoch die Vorteile, die bei Kaffee sehr überzeugen. Dabei wollen wir einmal überprüfen, bei welchen Krankheitsbildern Kaffee konkret helfen kann.
Bei welchen Krankheitsbildern hilft Kaffee?
Es folgt eine Auflistung von Krankheitsbildern, bei denen Kaffee hilft oder vorbeugend wirkt:
- SIBO
- Leaky Gut Syndrom
- Reizdarmsyndrom (Ausnahme der Durchfalltyp, hier lieber Schwarztee)
- Darm-Dysbiose (Kaffeeeinlauf spült den Dickdarm ordentlich durch und beseitigt Infektionen)
- Chronische Entzündungen und Infekte
- Typ 2 Diabetes
- Hypercholesterinämie
- Autoimmunerkrankungen
Ja, wie ist es eigentlich mit Autoimmunerkrankten? Profitieren Autoimmunerkrankte von Kaffee?
Kaffee bei Autoimmunerkrankungen – was jetzt?
Wir können nicht verleugnen, dass Kaffee sehr gesund sein kann. Kann, wie gesagt, wenn er richtig eingesetzt wird. Man kann nicht verleugnen, dass Kaffee einigen Ursachen von Autoimmunerkrankungen, wie chronischen Darmproblemen, sehr effektiv entgegenwirken kann.
Auch chronische Entzündungen können scheinbar damit angegangen werden. Zusammen mit einer gesunden Ernährung sicherlich eine effektive Kombination.
Aber bei Autoimmunerkrankungen läuft der Stoffwechsel nun einmal anders. Die Immunzellen reagieren anders auf alltägliche und normalerweise unschädliche Nahrungsmittel.
Pauschal können wir sagen, dass Kaffee bei Problemen im Magen-Darm-Trakt, chronischen Infektionen und Entzündungen im Körper positive Wirkungen entfaltet.
Jedoch hat die Erfahrung gezeigt, dass bei Autoimmunerkrankungen des Nervensystems (Multiple Sklerose, Autoimmunenzephalopathie) und rheumatischen Autoimmunerkrankungen (Antiphospholipid-Syndrom, Sjögren-Syndrom, rheumatoide Arthritis, Lupus Erythematodes) Kaffee das Immunsystem zusätzlich stimuliert, was die Symptome eher verschlimmert. Bei Betroffenen dieser Erkrankungen empfehlen wir daher, auf Kaffee gänzlich zu verzichten und auf Grüntee und Schwarztee zurückzugreifen. Bei anderen Autoimmunerkrankungen ist es wahrscheinlich genauso.
Besonders Grüntee ist bekannt dafür, das Immunsystem zu modulieren. Eine günstige Kombination, die wir hier empfehlen möchten, ist Kaffee mit 1 TL Süßholzwurzel und Zitronensaft.
Wenn es um Kaffee geht – ob Sie jetzt an einer Autoimmunerkrankung leiden oder nicht: Qualität sollte immer Vorrang vor Quantität haben! Lieber eine Tasse weniger pro Tag, dafür einen teuren, aber sehr guten Kaffee.
Für den Fall, dass Sie Kaffee ab jetzt meiden möchten
Eine pauschale Antwort bei Autoimmunerkrankungen gibt es nicht. Wir hoffen, der obige Absatz hat Ihnen weitergeholfen. Falls Sie für sich den Entschluss gefasst haben, von nun an auf Kaffee zu verzichten, um damit Ihrer Autoimmunerkrankung zu „helfen“, wird sich die erste Woche des Kaffeeentzugs hart anfühlen.
Es wird sich anfühlen, als ob jemand den Stecker gezogen hat. Nach etwa einer Woche ist der Kaffee-Entzug auch schon wieder vorbei, bis dahin müssen Sie jedoch diszipliniert sein.
Auch regelmäßigen Kaffeetrinken empfehlen wir, gelegentlich einen Kaffee-Entzug zu machen. So kann der Körper einmal kurz durchatmen, sein Kaffeebedürfnis neu einstellen und wird für dieselbe Wirkung zukünftig weniger Kaffee benötigen. Es macht auch einen Unterschied, ob sie jeden Tag eine Tasse oder 1 l Kaffee benötigen, um morgens „in die Gänge zu kommen“.
Zusammenfassend: Kaffee bei Autoimmunerkrankungen
Bei chronischen Darmproblemen hilft Kaffee in den meisten Fällen sehr gut weiter. Kaffee wirkt vorbeugend vor einigen Krebsarten und Typ 2 Diabetes und ist die wichtigste Quelle für Antioxidantien in unserer Ernährung.
Autoimmunerkrankte können jedoch teilweise sensibel auf den Kaffee reagieren, da Immunzellen so zusätzlich stimuliert werden, was nicht immer vorteilhaft ist. Besonders bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen und bei Autoimmunerkrankungen des Zentral-Nervensystems empfehlen wir pauschal, auf Kaffee zu verzichten und auf Grüntee und Schwarztee umzusteigen.
Bei anderen prävalenten Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis und Diabetes Typ 1 liegen uns keine wissenschaftlichen Studien und keine Erfahrungsberichte vor. Hier müssen Sie selbst ausprobieren. Versuchen Sie aber erst mal, weniger zu trinken und lieber mehr Wert auf Qualität zu legen.
Wie sind Ihre Erfahrungen und Meinungen zu Kaffee bei Autoimmunerkrankungen? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!
Erfahren Sie hier noch mehr zum Thema gesunde Ernährung:
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