Zuletzt aktualisiert am 22. Januar 2023 um 17:52
Zahlreiche Wechselbeziehungen, aber Forschungsbedarf
Das Darmmikrobiom ist ein fein ausbalanciertes Ökosystem, das hauptsächlich aus Bakterien sowie Viren, Pilzen und Protozoen besteht. Das Mikrobiom kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen, die in den Vereinigten Staaten und weltweit die Liste der häufigsten Todesursachen anführen. Von Herzinsuffizienz sind derzeit jährlich über sechs Millionen Amerikaner betroffen. Experten schätzen die Zahl der Betroffenen in Deutschland auf 4 Millionen Menschen. Herzinsuffizienz ist oft das Endstadium einer fortschreitenden Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Für ihren Überblick betrachteten die Forscher sieben Jahre lang genetische, pharmakologische und andere Arten von Forschungsergebnissen aus der ganzen Welt. Diese im Wissenschaftsmagazin Heart Failure Reviews veröffentlichte Untersuchung verschaffte den Wissenschaftlern einen Überblick darüber, wie das Mikrobiom Herzinsuffizienz beeinflussen kann. Die Ermittler untersuchten darüber hinaus einen schädlichen Metaboliten, Trimethylamin-N-oxid (TMAO). Die gereizte Darmflora produziert diesen Metaboliten, wenn vollfette Milchprodukte, Eigelb und rotes Fleisch konsumiert werden.
Wie beeinflusst Herzschwäche den Darm?
Studienautorin Dr. Kelley Anderson, außerordentliche Professorin für Krankenpflege in Georgetown, betonte bei der Vorstellung der Studie: „Um Herzinsuffizienz zu diagnostizieren und zu behandeln, verlassen wir uns auf bestimmte Befunde und Testergebnisse, aber wir wissen nicht, wie eine schlechte Herzfunktion die Aktivitäten des Darms beeinflusst, einschließlich der Aufnahme von Nahrung und Medikamenten.“
Die vorliegende Untersuchung zeige eindeutig, dass das Herz- und Gefäßsystem nicht isoliert arbeiten könne. Zwischen dem Herzen und den Elementen im Darm gebe es zahlreiche Wechselbeziehungen. Klare Verbindungen seien aber nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Forschung.
Neue Tools liefern detaillierte Einblicke
Für die Übersichtsarbeit analysierten die Forscher 511 zwischen 2014 und 2021 veröffentlichte Forschungsartikel, die das Mikrobiom mit Herzinsuffizienz in Verbindung brachten. Bei der endgültigen Analyse konzentrierten sie sich auf die 30 relevantesten Artikel. In den vergangenen Jahren lieferten fortschrittlichere Technologien detaillierte Einsichten in die Darm-Herz-Beziehung. Insbesondere Werkzeuge, die die biologische Rolle von DNA und RNA im Körper genau untersuchen können, spielen dabei eine wichtige Rolle. Studien, die diese Techniken verwendeten, waren von besonderem Interesse.
Die Auswirkungen der Ernährung auf das Zusammenspiel zwischen dem Mikrobiom und dem Herz-Kreislauf-System konnten die Forscher aufgrund des Mangels an aussagekräftigen Daten aus den von ihnen überprüften Studien nicht genau bestimmen. Die Forscher stellten fest, dass die Ernährung ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen kardiovaskulären Gesundheit ist. Die Auswirkungen der Ernährung in Bezug auf das Mikrobiom und Herzinsuffizienz zu untersuchen, sei ein vielversprechender Bereich für zukünftige Forschungsanstrengungen.
Zukunftsweisende Studie in Vorbereitung
In Bezug auf mögliche Interventionen zur Milderung negativer Auswirkungen des Mikrobioms auf Herzerkrankungen stellte Dr. Anderson fest, dass es laufende Studien gibt, in denen die Verwendung von Antibiotika, Präbiotika und Probiotika bewertet wird. Alle diese Einflüsse könnten sich stark auf das Mikrobiom auswirken. Wichtig sei auch die Erforschung von Bindemitteln, die helfen, schädliche Elemente aus dem Darm zu transportieren.
Dr. Anderson: „Wir entwickeln derzeit eine zukunftsweisende Studie zur Bewertung des Mikrobioms bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Dabei interessieren uns insbesondere die symptomatischen Erfahrungen von Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium sowie krankheitsbedingter Gewichtsverlust und Auszehrung in diesem Stadium Herz-Kreislauf-Erkrankung.“
Quelle:
Anderson, K.M., Ferranti, E.P., Alagha, E.C. et al. The heart and gut relationship: a systematic review of the evaluation of the microbiome and trimethylamine-N-oxide (TMAO) in heart failure. Heart Fail Rev (2022). https://doi.org/10.1007/s10741-022-10254-6 (https://link.springer.com/article/10.1007/s10741-022-10254-6)