Zuletzt aktualisiert am 28. November 2022 um 13:38
Helicobacter pylori: Vom Magengeschwür zu Depression
Für die im Februar im Wissenschaftsmagazin Nature Communications veröffentlichte Studie arbeiteten britische und australische Wissenschaftler zusammen. Dafür untersuchten sie gespeicherte Daten von insgesamt 456.327 Fällen von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, bei denen das Bakterium Helicobacter pylori eine wichtige Rolle spielt.
Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass genetische Anfälligkeit die Gefahr von Infektionen vergrößert. Außerdem hielten die Forscher eine enge Beziehung zwischen Magen-Darm-Krankheiten und Depressionen für erwiesen.
„Während ein kausaler Zusammenhang zwischen schweren Depressionen und Verdauungsstörungen oder umgekehrt nicht bestätigt werden kann, ist die Berücksichtigung der klinischen Auswirkungen eines möglichen Zusammenhangs gerechtfertigt“, schreiben die Forscher in der Studie. Bei der Behandlung von Patienten mit major Depression (besonders schweren Depressionen) könne der jetzt erkannte Zusammenhang mit Magengeschwüren die Behandlung entscheidend beeinflussen.
Professorin Naomi Wray und Dr. Yeda Wu vom Institut für Molekulare Biowissenschaften in Brisbane, Australien, glauben, dass ihre Ergebnisse einen ganzheitlicheren Ansatz zur Behandlung der Erkrankungen fördern könnten. „Als Medizinstudent bemerkte ich, wie sich die Magen-Darm-Symptome einiger Patienten nach einer Psychotherapie oder psychiatrischen Behandlung besserten“, sagte Dr. Wu in einer Pressemitteilung. „Diese Studie, die eine schwere Depression mit einem erhöhten Risiko für Magen-Darm-Erkrankungen in Verbindung bringt, erklärt auch die Komorbidität der Erkrankungen.“
Die Forscher untersuchten Gesundheitsdaten von 456.327 Personen der britischen Biobank und identifizierten acht genetische Variationen, die das Risiko für Magengeschwüre und andere Darmerkrankungen erhöhen können. Demnach können sechs der acht Genvarianten Menschen anfälliger für Infektionen mit Helicobacter pylori machen. Das wiederum führe zu einer verstärkten Anfälligkeit für Geschwüre im Magen und andere Darmkrankheiten, so Professor Naomi Wray.
Ihrer Ansicht nach könne die Identifizierung weiterer assoziierter Gene die Möglichkeit bieten, neue Behandlungen zu entwickeln. Die aktuelle Therapie von Magengeschwüren zielt nur auf eine genetische Variante ab.
Quelle:
Wu Y, Murray GK, Byrne EM, Sidorenko J, Visscher PM, Wray NR. GWAS of peptic ulcer disease implicates Helicobacter pylori infection, other gastrointestinal disorders and depression. Nat Commun. 2021 Feb 19;12(1):1146. doi: 10.1038/s41467-021-21280-7. PMID: 33608531. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33608531/)