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Migräne – Symptome, Ursachen, Therapieoptionen!

Geschrieben von:

Anne Goldhammer-Michl

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 4. Dezember 2020 um 5:46

Was ist Migräne?

Bei Migräne handelt es sich um sehr schwere pulsierende und pochende Kopfschmerzen, die attackenartig auftreten. Der Begriff „Migräne“ kommt aus dem altgriechischen und bedeutet „halber Schädel“. Der Schmerz tritt also meistens einseitig auf. Bewegung verstärkt in der Regel die Schmerzen. Die Migräneattacken werden oftmals von schwerer Übelkeit und unstillbarem Erbrechen begleitet.

Betroffene leiden unter einer Licht- und Lärmempfindlichkeit und sind auch gegenüber Gerüchen sehr empfindsam.

Etwa 10% der Migräniker:innen haben neurologische Ausfälle wie schwere Sehstörungen, Lähmungen, Sprach- oder Bewusstseinsstörungen. Sie leiden unter einer sogenannten Aura. Diese tritt kurz vor den eigentlichen Migräneschmerzen auf.

Wie erkenne ich, ob ich Migräne habe?

Im Sinne der Schulmedizin handelt es sich bei der Migräne um eine ideopathische organische Erkrankung des Gehirns. Ideopathisch heißt einfach ‚aus sich selbst heraus‘. Es gibt keine anderen Ursachen.

Da das Gehirn betroffen ist, ist die Neurologie die zuständige Fachrichtung.

Die Migräne kann organisch nicht diagnostiziert werden. Sie wird anhand folgender Diagnosekriterien erfragt:

A. Mindestens 5 Attacken, die B-E erfüllen
B. Dauer des Kopfschmerzes zwischen 4 und 72 Stunden (unbehandelt oder nicht erfolgreich behandelt)
C. Mindestens 2 der folgenden 4 Charakteristika müssen vorliegen

1. Einseitiger Kopfschmerz

2. Pulsierender Schmerzcharakter

3. Moderate bis starke Schmerzintensität

4. Verstärkung der Beschwerden durch körperliche Routineaktivität oder Vermeidung dieser Aktivität (z.B. Treppensteigen)

D. Während der Kopfschmerzen tritt mindestens eines der folgenden Symptome auf

1. Übelkeit und/oder Erbrechen

2. Licht- und Lärmempfindlichkeit

E. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen

Diagnosekriterien der Migräne gemäß der aktuellen Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft

Je nach Häufigkeit der Attacken wird nach episodischer und chronischer Migräne unterschieden. Eine chronische Migräne ist dadurch definiert, dass über mindestens 3 Monate hinweg die Anzahl der monatlichen Schmerztage größer als 15 ist, wobei nur an 8 Tagen eine Migräne vorliegen muss. Von episodisch spricht man, wenn die Schmerzen an weniger als 15 Tagen im Monat auftreten.

Wie viele sind betroffen?

In Deutschland leiden ca. 14,8% der Frauen und 6% der Männer an Migräne [1]. Am häufigsten tritt Migräne im Alter von 20 bis 50 auf. Menschen, die unter Migräne leiden, erleben in der Regel eine starke Einschränkung ihres Alltags. Während der Schmerzattacken sind sie weder leistungsfähig im Job, noch können sie sich um Kinder und Haushalt kümmern. Sozialkontakte werden reduziert, auf Freizeitaktivitäten wird verzichtet.

Wie stark ist der Leidensdruck?

Wie stark Migräne die Lebensqualität einschränkt, vermittelt die Global-Burden-of-Disease Studie [2]. Die verminderte Lebensqualität durch krankheitsbedingte Einschränkungen wird bei der Berechnung der Krankheitslast (Burden of Disease) über den Verlust an gesunder Lebenszeit gemessen. Nach Berechnungen dieser Studie hatte Migräne in Deutschland 2017 einen Anteil von 5,1 % der in Krankheit verbrachten Lebenszeit (years lived with disability, YLD) und nahm damit Rang zwei aller Erkrankungen ein.

In Deutschland ist Migräne der häufigste Grund für eine Behinderung bei unter 50-Jährigen [3].

Häufige Begleiterscheinungen sind außerdem Depressionen und Angststörungen. Auch Schlaganfälle und Herz-Kreislauferkrankungen treten gehäuft auf [4].

Die Ursachen der Migräne?

Die Ursachen der Migräne sind weitgehend immer noch ungeklärt. Höchstwahrscheinlich liegt dem Migräneschmerz eine Aktivierung des trigemino-vaskulären Systems zugrunde [5]. Hierbei handelt es sich um die Interaktion zwischen den Hirnblutgefäßen und dem Trigeminus-Nerv. Woher diese Aktivierung kommt, ist jedoch unklar. Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass es sich bei Migräne unter anderem um ein Energiedefizit des Gehirns handelt und dass Änderungen im Energiestoffwechsel zur Entstehung beitragen könnten [6]. Auch eine verminderte Zuckerverwertung konnte mit bildgebenden Verfahren bei Migräniker:innen festgestellt werden [7]. Eine Hauptaufgabe der Nervenzelle ist das Aufrechterhalten des Membranpotentials zwischen dem Inneren und dem Äußeren der Zelle. Fehlt es den Neuronen an Energie, ist es vorstellbar, dass das Membranpotential sinkt. Hierdurch könnte sich die viel zitierte Übererregbarkeit von Migräniker:innen erklären. Die Nervenzellen feuern mit einem verminderten Membranpotential viel leichter, sie reagieren also empfindlicher auf Reize.

Warum habe ich Migräne?

Die Migräne ist eine vielschichtige Krankheit mit zahlreichen Auslösern. Vermutlich hat jeder Betroffene seine „eigene“ Migräne. Der eine reagiert sehr stark auf bestimmte Lebensmittel oder Alkohol, ein anderer auf Hormonschwankungen, der nächste auf Wetterwechsel. Einige Gemeinsamkeiten gibt es trotzdem. So werden Migränikerinnen verstärkt um den Eisprung oder die Periode herum von Attacken heimgesucht. Viele Betroffene essen außerdem häufig und verstärkt Kohlenhydrate.

Die Entstehung einer Migräne kann abseits der wissenschaftlichen Theorie mit dem sogenannten Fassmodell gut erklärt werden [8]. Der menschliche Körper ist ein Fass. Dieses Fass füllt sich bei Belastung. Je mehr Faktoren (Trigger) gleichzeitig auftreten, desto voller wird es.

Mögliche Faktoren, die das Fass füllen, sind:

  • „Migräneungünstige“ Ernährung
  • nicht optimal funktionierende Mitochondrien
  • Hormone und Neurotransmitter
  • osteopathische, biomechanische Ursachen
  • Wetterumschwünge
  • genetische Ursachen
  • neuraltherapeutische Ursachen
  • Schlafmangel
  • psychische Ursachen.

Unser Körper kann wahnsinnig viel kompensieren. Ist das Fass bis zum Rand gefüllt, zeigt er noch keine Reaktion. Kommt das Fass zum Überlaufen, dann äußert sich dies in einem Migräneanfall. Das Ziel ist es, dass Fass zu leeren, damit es nicht zu einer Attacke kommt. Diese Theorie würde gut erklären, warum es für verschiedene Betroffene so viele verschiedene Trigger gibt und warum dem einen eine Therapie hilft und dem anderen nicht.

Wie wird Migräne behandelt?

 In der ärztlichen Migränetherapie unterscheidet man zunächst

  • die Behandlung von akuten Migräneattacken
  • die Prophylaxebehandlung von häufig auftretenden oder sehr schweren Migräneanfällen.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfiehlt klassische Schmerzmittel wie etwa Ibuprofen und Acetylsalicylsäure zur Behandlung von leichten und mittelschweren Migräneattacken. Bei starken Migräneschmerzen oder Migräneanfällen, die nicht auf diese ansprechen, sollten Triptane eingenommen werden [9]. Triptane sind spezielle Migränemedikamente, die normalerweise bei einem Spannungskopfschmerz unwirksam sind. Die Wirksamkeit nicht medikamentöser Verfahren bei akuter Migräne wurde bislang nicht ausreichend untersucht. Entspannungsübungen werden trotzdem empfohlen.

Zur Vorbeugung von Migräneattacken werden ärztlicherseits vor allem medikamentöse Substanzen empfohlen. Allen gemein ist, dass sie ursprünglich gegen andere Krankheiten entwickelt wurden. Bei der chronischen Migräne wird zur Prophylaxe gelegentlich Botox (Botulinumtoxin Typ A) eingesetzt.

In 2018 kam mit der CGRP-Antikörperspritze das erste echte Migräneprophylaxemittel auf den Markt. Ausgangspunkt ist der Botenstoff CGRP (Calcitonin Gene Related Peptide), ein Eiweißmolekül, das in Nervenzellen gebildet wird. Während einer Migräneattacke wird CGRP vermehrt freigesetzt. Das führt zu einer starken Erweiterung von Blutgefäßen und fördert die Schmerzweiterleitung. Die Antikörperspritze vermindert den CGRP-Spiegel.

Da die Therapie mit den CGRP Antikörpern sehr teuer ist, ist sie nur induziert, wenn die bisherigen Prophylaxemedikamente versagen oder nicht vertragen werden. Studien zeigen übrigens, dass das CGRP-Level auch durch eine ketogene Ernährung (Ernährung mit viel Fett und sehr wenig Kohlenhydraten) reduziert werden kann [10].

Als weitere wirksame Substanzen werden in den Leitlinien

  • Vitamin B2
  • Coenzym Q10
  • Magnesium

aufgeführt.

Die zweite Säule der Prophylaxe sind nichtmedikamentöse Maßnahmen. Die Lebensführung beeinflusst die Häufigkeit und die Stärke von Migräneattacken. Empfohlen werden zum Beispiel Entspannungsverfahren, Stressmanagement, Biofeedback und gemäßigter Ausdauersport.

Fazit:

Die Ursachen der Migräne sind noch nicht restlos geklärt. Klar ist, dass Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Umgang mit Stress, Schlaf und Bewegung eine große Rolle spielen. Vor dem Hintergrund der z.T. geringen Wirksamkeit von Medikamenten und der massiven Nebenwirkungen stellen Lebensstiländerungen echte Therapieoptionen dar. Warum zum Beispiel eine „migränegünstige“ Ernährung die Migränehäufigkeit und -stärke positiv beeinflussen kann und wie diese Ernährung aussieht, erfahren Sie hier!

[su_spoiler title = „Quellenverzeichnis“]

[1] Migräne und Spannungskopfschmerz in Deutschland. Prävalenz und Erkrankungsschwere im Rahmen der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020; Journal of Health Monitoring, 2020, RKI
[2] GBD 2017 DALYs and HALE Collaborators (2018) Global, region- al, and national disability-adjusted life-years (DALYs) for 359 dis- eases and injuries and healthy life expectancy (HALE) for 195 countries and territories, 1990–2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet 392(10159): 1859–1922
[3] Göbel et al., Erenumab – Empfehlungen für die Praxis. Schmerzmedizin 2019; 35
[4] Burch RC, Buse DC, Lipton RB, Migraine – Epidemiology, burden, and Co morbidity. Neuro Clin 2019; 37: 631–649.
[5] Olesen et.al., Origin of pain in migraine: evidence for peripheral sensitisation, Lancet 2009; 8; 679-690
[6] Levy, Migraine Pain and Nociceptor Activation; Headache 2010; 50 (5); 909-916
[7] Kim et al., Interictal Metabolic Changes in Episodic Migraine: A Voxel-Based FDG-PET Study; Cephalalgia 2009; 30 (1); 53-61
[8] Dr. Pfeiffer, Der Migränedetektiv, epubli 2017
[9] DGN, Leitlinien „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“, 2018
[10] Di Lorenzo, C. et al.: Cortical functional correlates of responsiveness to short-lasting preventive intervention with ketogenic diet in migraine, The Journal of Headache and Pain 17, 58 (2016)

[/su_spoiler]

[su_note note_color=“#31C447″ text_color=“#ffffff“ radius=“11″]Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise. Bitte verwenden Sie diesen nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung von Fragen durch unsere Autoren ist leider nicht gestattet.[/su_note]

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