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Neue Entdeckung: Immunzellen im Darm reduzieren Entzündungen bei Multipler Sklerose

Geschrieben von:

Julia Bonengel

Medizinisch überprüft von:

Saskia Bauhausen

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 28. November 2022 um 15:02

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems und des Rückenmarks, von der etwa 200.000 Menschen in Deutschland betroffen sind. Ein nordamerikanisches Forschungsteam hat jetzt herausgefunden, dass Immunzellen des Darms die Entzündungen im Gehirn von Betroffenen reduzieren. Eine Erhöhung der Immunzellenanzahl hemmte bei Mäusen mit Multipler Sklerose die Entzündungen sogar komplett.

Mäuse und Menschen mit Multipler Sklerose

Für die Studie untersuchten Forscher der University of Toronto und der UC San Francisco Mäuse und Proben von Patienten mit MS. Sie fanden heraus, dass Plasmazellen, die sich im Darm befinden und die Antikörper Immunglobulin A (IgA) produzieren, scheinbar in das zentrale Nervensystem wandern können. Dort zeigten sie während eines MS-Schubs eine entzündungshemmende Wirkung. Bei den Plasmazellen handelt es sich um weiße Blutkörperchen, die eigentlich als B-Zellen im Knochenmark entstehen, aber ihr Verhalten ändern, wenn sie mit Mikroben im Darm in Berührung kommen.

Vielversprechend für die Forscher ist vor allem, dass die Erhöhung der Anzahl dieser IgA-Plasmazellen die Neuroinflammation bei Mäusen komplett beseitigte. Außerdem entdeckte das Team Beweise, dass IgA in Stuhlproben von Patienten mit aktiver MS-Neuroinflammation reduziert war. Das deutet darauf hin, dass die entzündungshemmenden Zellen rekrutiert wurden, um die Krankheit zu bekämpfen.

IgAs machen 80 Prozent aller Antikörper im Körper aus, aber ihre genaue Funktion ist noch nicht vollständig verstanden, sagt Dr. Sergio Baranzini, einer der Autoren der Studie und Professor für Neurologie am UCSF Weill Institute for Neurosciences. Der Nachweis, dass IgA-produzierende B-Zellen vom Darm ins Gehirn wandern können, öffnet eine neue Seite im Buch der neuroinflammatorischen Erkrankungen und könnte der erste Schritt zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden zur Beeinflussung oder Beendigung von MS und damit verbundenen neurologischen Erkrankungen sein. Ein therapeutischer Ansatz könnte beispielsweise darauf abzielen, die Anzahl der IgA produzierenden Plasmazellen im Darm zu erhöhen, die sich dann in großer Anzahl zum Gehirn bewegen und dort Entzündungen reduzieren.

Im nächsten Schritt will das Team nun herausfinden, welche Mikroben im Darm die Bildung immunsuppressiver IgA-Plasmazellen fördern. Wenn wir verstehen können, worauf diese Zellen reagieren, können wir MS potenziell behandeln, indem wir unsere Darmkbakterien modulieren, sagt Dr. Jen Gommerman, Professor für Immunologie an der University of Toronto und Seniorautor der Studie. Das könnte einfacher sein, als Medikamente ins Gehirn zu bekommeneine Strategie, die bei MS nicht immer funktioniert.

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