Zuletzt aktualisiert am 25. November 2022 um 14:23
Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, sind anfälliger für verschiedene Erkrankungen. Dazu gehören auch Autoimmunerkrankungen wie Diabetes-Typ-1, Psoriasis und Zöliakie. Forscher der Universität Luxemburg haben jetzt vermutlich herausgefunden, woran das liegt. Sie beobachteten, dass bestimmte Bakterien, die bei einer vaginalen Geburt von der Mutter auf das Baby übertragen werden, das Immunsystem des Kindes positiv stimulieren. Bei Kaiserschnittbabys ist diese Interaktion jedoch verändert.
Die Darmflora und das Immunsystem von Babys
Während einer natürlichen Geburt beginnen lebenswichtige Bakterien, den Körper einschließlich Darm, Haut und Lunge zu besiedeln. Forscher vermuteten schon lange, dass diese frühe Kolonisation die Weichen für die spätere Gesundheit stellt.
Ein Forschungsteam konnte jetzt erstmals wissenschaftlich beweisen, dass ein Kaiserschnitt verhindert, dass bestimmte Bakterien von der Mutter an das Kind weitergegeben werden. Die Bakterien können daher nicht wie bei einer natürlichen Geburt mit dem Immunsystem des Babys interagieren. Für ihre Studie untersuchten die Forscher Proben von 33 Neugeborenen. Die Hälfte davon wurden per Kaiserschnitt geboren.
„Wir finden bei vaginal geborenen Babys spezifische bakterielle Substanzen, die das Immunsystem stimulieren. Im Gegensatz dazu ist die Immunstimulation bei Kaiserschnittkindern viel geringer. Entweder weil der Einfluss der Bakterien viel schwächer ist oder andere bakterielle Substanzen die ersten Immunreaktionen nach der Geburt behindern”, berichtet Professor Paul Wilmes. Laut dem Studienleiter könnte das erklären, weshalb per Kaiserschnitt entbundene Kinder häufiger an chronischen Immunkrankheiten leiden als vaginal entbundene Babys.
„Natürlich ist es bereits klar, dass wir nicht zu stark in den Geburtsprozess eingreifen sollten. Babys sollten nur dann durch Kaiserschnitt geboren werden, wenn es medizinisch notwendig ist“, betont Wilmes. „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir damit offenbar massiv in die natürlichen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Bakterium eingreifen.”
Die Forscher wollen schon bald an die neuen Ergebnisse mit weiteren Studien anknüpfen. Beispielsweise soll erforscht werden, ob eine Gabe von Probiotika mütterliche Bakterienstämme bei Kaiserschnittgeborenen ersetzen kann. Damit könnte das Forschungsteam aus Luxemburg die neonatale Pädiatrie auf lange Sicht verändern.
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