Zuletzt aktualisiert am 24. November 2022 um 16:30
“Euphorisches” Zusammenspiel mit Darmbakterien
Endocannabinoide regeln zahlreiche Prozesse im Körper. Unter anderem sind sie am Stoffwechsel, an Entzündungen und an der Informationsübertragung im Gehirn beteiligt. Ihre Freisetzung ist nach Auskunft der Wissenschaftler der University of Nottingham für das Gefühl der Euphorie verantwortlich, das Menschen nach einem intensiven Training im Allgemeinen verspüren.
Die neue Studie erschien im November in der Fachzeitschrift Gut Microbes. Sie zeigt neben dem Senken von entzündungsbedingten Markern auch den Einfluss des Endocannabinoid-Systems auf Mikroorganismen in Darm. Tägliches Training kann nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch die Menge von entzündlichen Signalstoffen wie Zytokinen senken.
Bewegung aktiviert verstärkt Endocannabinoide. Das sind Stoffe, die Cannabis ähneln, die der Körper aber selbst herstellt. Bisher wusste man, dass Bewegung chronische Entzündungen verringern kann. Sie gelten als großer Risikofaktor für Krankheiten wie Arthritis, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie genau Sport diesen Effekt entfaltet, untersuchte jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Ana Valdes von der School of Medicine der University of Nottingham. Dafür testeten sie 78 Menschen mit Arthritis. 38 von ihnen führten sechs Wochen lang täglich 15 Minuten Muskelkräftigungsübungen durch. 40 Studienteilnehmer blieben inaktiv.
Am Ende der Studie hatten die trainierenden Teilnehmer nicht nur ihre Schmerzen verringert. Sie hatten auch mehr Mikroben in ihrem Darm, die entzündungshemmende Substanzen produzieren, niedrigere Zytokinspiegel und höhere Endocannabinoidspiegel.
Der Anstieg der Endocannabinoide war stark mit Veränderungen der Darmmikroben und entzündungshemmenden Substanzen verbunden, die von Darmmikroben namens SCFAS produziert werden. Tatsächlich führen die Forscher mindestens ein Drittel der entzündungshemmenden Wirkung des Darmmikrobioms auf den Anstieg der Endocannabinoide zurück.
Leitende Studienautorin Dr. Amrita Vijay: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Bewegung die körpereigenen Cannabis-ähnlichen Substanzen erhöht, was sich auf viele Zustände positiv auswirken kann. Da das Interesse an Cannabidiolöl und anderen Nahrungsergänzungsmitteln zunimmt, ist es wichtig zu wissen, dass einfache Lebensstilinterventionen wie Bewegung die Endocannabinoide modulieren können.“
Quelle:
Vijay A, Kouraki A, Gohir S, Turnbull J, Kelly A, Chapman V, Barrett DA, Bulsiewicz WJ, Valdes AM. The anti-inflammatory effect of bacterial short chain fatty acids is partially mediated by endocannabinoids. Gut Microbes. 2021 Jan-Dec;13(1):1997559. doi: 10.1080/19490976.2021.1997559. PMID: 34787065; PMCID: PMC8604388. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8604388/)