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Amarant / Amaranth: Glutenfreie Alternative für Getreide?

Geschrieben von:

Kornelia C. Rebel

Medizinisch überprüft von:

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Zuletzt aktualisiert am 17. März 2020 um 15:14

Warum ist Gluten so schlimm?

Gluten ist das Speicherprotein des Weizens, das im Samen die wichtigen Informationen für das Wachstum der Pflanze beschützt und als Eiweißspeicher dient. Wird der Samen gefressen und verdaut, kann sich die Pflanze nicht mehr vermehren. Gluten dient dazu, natürliche Feinde abzuhalten. Diese Funktion erklärt, warum dieses Eiweiß so schwer verdaulich ist. Die komplexe, feste Struktur der langen Ketten aus Aminosäuren lässt sich im menschlichen Magen-Darm-System nur schwer auf biochemischem Weg knacken. Darüber hinaus hemmen weitere Stoffe im Getreide (Trypsin-Inhibitoren) die Arbeit von Verdauungsenzymen.

Gluten: Gift für den Darm?

Oft hält das Immunsystem deshalb diese schwierige Substanz für einen Fremdkörper. Es attackiert Gluten vehement. Allergien, Glutenunverträglichkeit und Zöliakie sind die Folge. Weil Gluten die Bildung des Botenstoffs Zonulin (1) fördert, kann Gluten das Leaky Gut Syndrom auslösen. Zonulin lockert die Verbindungen zwischen den Darmzellen. Tritt der Botenstoff verstärkt auf, sterben Zellen in der Darmwand ab und Löcher entstehen. Krankheitserreger aus dem Darminneren können so in den Körper entweichen und chronische Entzündungsherde verursachen.

Aus diesen Gründen wird Gluten mit zahlreichen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht, zum Beispiel auch mit Typ 1 Diabetes. Bereits im Jahr 2001 zeigte eine italienische Studie (2), dass der Verzicht auf Gluten die Schilddrüsenfunktion bei Patienten mit Zöliakie normalisiert.

Was hat Gluten mit Amarant zu tun?

Das Problem hier ist die sogenannte Kreuzreaktion, auch Kreuzallergie genannt. Sie beschreibt den Umstand, dass ähnliche Moleküle die gleiche allergische Reaktion beim Immunsystem auslösen können. Tatsächlich verfügt das sogenannte Pseudogetreide Amarant über ein Speicherprotein, das ähnlich wie Gluten unerwünschte Wirkungen im Magen-Darm-Trakt auslösen kann. Deshalb gehört Amarant (3) zu den Lebensmitteln, bei denen Menschen mit Autoimmunerkrankungen – besonders bei Glutenunverträglichkeit, Reizdarm und Leaky Gut Syndrom – besonders vorsichtig sein sollten.

Entwarnung für Amarant?

Bei einer detaillierten Studie (4) im Jahr 2013 untersuchten US-amerikanische Wissenschaftler Kreuzreaktionen mit Gluten durch die Häufigkeit der Antikörper gegen Gliadin, die das Immunsystem bei diesen Allergien bildet. In dieser Studie gehörte Amarant nicht zu den Lebensmitteln, die starke Kreuzallergien auslösen. Stattdessen warnt die Studie unter anderem vor Milchprodukten, Hafer, Mais und Hirse.

Eine italienische Studie (5) aus dem Jahr 2011 untersuchte 40 verschiedene Arten von Amarant und deren Verträglichkeit bei Zöliakie. Die Wissenschaftler empfehlen im Quelltext jedoch, für glutenfreie Lebensmittel nur bestimmte Amarant-Arten zu verwenden. Sie sollten so wenig Proteine wie möglich enthalten, die Antikörper gegen Gliadin provozieren.

Amarant zuerst testen

Dennoch: Wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden, sollten Sie Amarant sorgfältig testen, bevor Sie diese kleinen Kügelchen in Ihrem Speiseplan akzeptieren. Da es sich nur um ein Lebensmittel handelt, können Sie dies nach Absprache mit Ihrem Arzt problemlos zu Hause durchführen. Verzichten Sie ein paar Tage lang auf alle Lebensmittel, die Ihren Darm in irgendeiner Weise reizen könnten.

Nun essen Sie eine kleine Portion Amarant – rund 30 Gramm genügen – und beobachten, wie Ihr Körper darauf reagiert. Verträgt er sie gut, können Sie die Menge über die kommenden Tage langsam steigern. Das merken Sie in den nächsten Stunden nach Verzehr des Pseudogetreides‘. Wenn Sie keine Beschwerden feststellen, vertragen Sie Amarant. Stellen sich jedoch Durchfall, Bauchschmerzen oder andere Beschwerden ein, passt Amarant nicht in Ihren Speiseplan.

Sie leiden stark unter einer Autoimmunerkrankung wie Zöliakie oder Morbus Crohn? In diesem Fall empfiehlt es sich, eine Nahrungsmittelprovokation unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik durchzuführen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wie Sie Ihre Verträglichkeit für Amarant am besten testen können.

Was ist Amarant?

Amarant, auch Fuchsschwanz genannt, trägt den wissenschaftlichen Namen Amaranthus. Insgesamt sind 60 verschiedene Gattungen von Fuchsschwanzgewächsen mit Hunderten verschiedener Arten bekannt. Wie Quinoa und Buchweizen gehört es zu den sogenannten Pseudogetreiden. Dieser Begriff bezeichnet Körner, die sich wie Getreide verwenden lassen. Normales Getreide gehört zur Familie der Süßgräser mit einem Keimblatt. Amarant dagegen hat zwei Keimblätter.

Die krautige Pflanze Amarant wächst rasch und kann bis zu zwei Meter hoch werden. Die buschigen Blütenrispen zeigen kräftige Farben von Rot und Gelb bis Grün. Deshalb werden einige Sorten von Amarant gerne als Zierpflanzen im Garten gezogen. Manche Amarant-Arten werden vor allem als Blattgemüse genossen. Andere Arten dienen als Körner-Lieferanten.

Roter Amarant, Amaranth

Amarant oder Amaranth?

Die englische Schreibweise ist Amaranth. Laut Duden bezeichnet dieses Wort mit H in der deutschen Sprache einen dunkelroten Farbstoff. Die richtige Schreibweise des Pseudogetreides ist hierzulande Amarant. Allerdings können Sie auf Verpackungen von Lebensmitteln und im Internet häufig Amaranth lesen.

Wie gesund ist Amarant?

Die Körner von Amarant zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Eiweiß und an Mineralstoffen aus.

Inhaltsstoffe pro 100 g Weizenvollkorn Amarant Quinoa
Energiegehalt 323 kcal 365 kcal 347 kcal
Protein 11,7 g 15,8 g 14,8 g
davon
Lysin 380 mg 847 mg 860 mg
Kohlenhydrate  72 g 56,8 g 58,8 g
Fett 1,83 g 8,81 g 5,04 g
Mineralstoffe gesamt 1,67 g 3,25 g 3,33 g
Kalzium 33 mg 214 mg 80 mg
Magnesium 97 mg 308 mg 276 mg
Kalium 381 mg 484 mg 804 mg
Eisen 3,2 mg 9,0 mg 8,0 mg
Zink 2,6 mg 3,7 mg 2,5 mg
Ballaststoffe 13,3 g 7 g 6,64 g

Der Wert von Inhaltsstoffen kann schwanken. Schließlich hängt der Gehalt neben den Nährstoffen des Bodens auch von den Wetterbedingungen während des Wachstums ab. Dennoch beträgt der Gehalt an Proteinen in Amarant zwischen 15 und 18 Prozent. Die gute Nachricht für Vegetarier und Veganer: Das Eiweiß von Amarant ist besonders hochwertig. Seine biologische Wertigkeit liegt bei 75, ein sehr hoher Wert für ein pflanzliches Lebensmittel. Die biologische Wertigkeit gibt an, wie gut der menschliche Körper das Eiweiß aus der Nahrung aufnehmen kann. Als Richtwert dient dabei das Hühnerei, das die biologische Wertigkeit von 100 verkörpert. Diese Tabelle zeigt das Nährwertprofil von Amarant im Vergleich mit dem anderen Pseudogetreide Quinoa und Weizen, deren Werte aus dem vollen Korn stammen.

Lysin: Wichtiger Baustein von Proteinen

Von den insgesamt 20 Aminosäuren im menschlichen Körper handelt es sich bei 8 um sogenannte essenzielle Aminosäuren. Das heißt, wir müssen diese Bausteine von Eiweiß mit der Nahrung aufnehmen. Lysin (6) ist eine dieser essenziellen Aminosäuren, die in Amarant in besonders großen Mengen auftritt.

Bestandteil von Kollagen

Lysin ist im Körper an zahlreichen Prozessen beteiligt. Gemeinsam mit Vitamin C und den Aminosäuren Prolin und Glycin bildet der Körper daraus Kollagen. Kollagen ist das häufigste Eiweiß in unserem Körper, das ihm Stabilität verleiht. Die Fasern von Knorpeln, Knochen, Haut und Bänder bestehen aus Kollagen, sowie das Stützgewebe jedes einzelnen Körperorgans. Es hält die Zähne im Zahnfleisch fest, verleiht den Blutgefäßen ihre Form und macht Knochen robust. Ihr Körper braucht ständig neues Kollagen, um Gewebe und Wunden zu reparieren. Fehlt Kollagen im Körper, verrunzelt die Haut und die Knochen werden spröde.

Lieferant für Energie

Eine weitere Funktion übernimmt Lysin bei der Herstellung von Carnitin. Diese Substanz kommt in fast jeder Körperzelle vor. Sie ist wichtig, um Energie aus Fettsäuren zu erzeugen. Besonders konzentriert kommt Carnitin in dem Muskelgewebe am Herzen vor und in den Muskeln des Bewegungsapparats. Deshalb zeigt sich ein Mangel an Lysin oft als Müdigkeit. Außerdem ist Lysin wichtig, damit der Körper Kalzium absorbieren kann.

Lysin und Krebs

Darüber hinaus spielt ein Mangel an Lysin offenbar bei der Entstehung von Krankheiten eine wichtige Rolle. Angst- und Gemütsstörungen, Migräne, Osteoporose und Virusinfektionen scheinen mit ungenügender Lysin-Versorgung einherzugehen. Eine wissenschaftliche Studie (7) zeigte, dass Lysin gemeinsam mit Vitamin C die Bildung von Metastasen bei Krebserkrankungen stoppen kann. Offensichtlich bindet Lysin Enzyme an sich, die Kollagen verdauen. Auf diese Weise verhindert es, dass sich Krebszellen vermehren können.

Hoher Gehalt an Mineralstoffen in Amarant

Im direkten Vergleich an Mineralstoffen schneidet Weizen gegenüber Amarant schlecht ab. Besonders interessant ist der hohe Anteil von Magnesium, der bei rund 330 mg pro 100 Gramm ungekochtes Korn liegt. Das ist fast der gesamte Tagesbedarf eines Erwachsenen, der bei rund 400 mg liegt. Der hohe Gehalt an Eisen und Zink macht Amarant besonders für schwangere und stillende Mütter interessant. Entgegen landläufiger Meinung ist Eisenmangel vor allem bei Personen mit erhöhtem Bedarf weitverbreitet. Experten schätzen, dass jede zehnte Frau in Deutschland unter ernsthaftem Eisenmangel leidet.

Leicht verwertbare Kohlenhydrate

Der Anteil an Kohlenhydraten in Amarant liegt niedriger als bei Getreide, zum Beispiel Weizen. Außerdem lassen sich die Kohlenhydrate von Amaranth leicht verdauen. Der glykämische Index (8) von Amarant beträgt 23,2, bei gepufftem Amarant allerdings bei 39,8. Der glykämische Index gibt an, wie schnell ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel im Körper ansteigen lässt. Der Wert von Amarant entspricht in etwa dem Index von Vollkornprodukten. Das bedeutet, die kleinen Körner machen lange satt und lassen den Blutzuckerspiegel nicht abrupt, sondern allmählich ansteigen. Die Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an und sorgen für ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl.

Ungesättigte Fettsäuren in Amarant

Der Fettanteil von Amarant ist mit knapp neun Gramm relativ hoch. Dabei überwiegen die Alpha-Linolensäure vom Typ Omega-3 und die Linolsäure vom Typ Omega-6. Beide Fettsäuren braucht der Mensch täglich und muss sie über die Nahrung aufnehmen. Allerdings kann der Körper entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren von Pflanzen nur zu einem geringen Teil (9) verwerten. Das Lecithin Phosphatidylcholin in Amarant hilft bei der Verdauung von Fett und ist in allen Zellmembranen im Körper enthalten.

Ist Amarant ein Superfood?

Den Ausdruck Superfood sehen Sie zurzeit häufig. Açai-Beeren, Chia-Samen, Kakao: Die Lebensmittelindustrie macht seit einigen Jahren gute Umsätze mit dem Ausdruck Superfood. Tatsächlich entstand er um die Jahrtausendwende herum und hat mittlerweile sogar Einzug in das Oxford English Dictionary gefunden. Dort wird Superfood folgendermaßen erklärt: ‚Nährstoffreiches Lebensmittel, das als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet wird.“

Diese Definition trifft sicher auf Amarant und andere als Superfood gepriesene Lebensmittel zu. Da der Begriff nicht rechtlich geschützt ist, trifft „Superfood“ jedoch auch auf Äpfel und Birnen zu – es handelt sich hauptsächlich um einen Marketgin-Begriff.

Superfoods sind keine Heilmittel und können Medikamente nicht ersetzen. Eine gute Ernährung ist sicherlich in der Lage, den oxidativen Stress des modernen Lebensstils zu vermindern. Wer an einer Autoimmunerkrankung leidet, sollte sich deshalb besonders um eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Ernährung bemühen. So wünschenswert und hilfreich gesunde Ernährung ist: Sie kann nicht die Behandlung durch einen Arzt ersetzen.

Wie schmeckt Amarant?

Amarant ähnelt im Geschmack Getreide und hat ein leicht nussiges Aroma. Es eignet sich gut als Zutat für Aufläufe, für herzhafte Salate oder gepufft im Müsli.

Wie koche ich Amarant?

Sie können Amarant im Prinzip wie Reis kochen. Das Verhältnis von Körnern zu Flüssigkeit beträgt 1:2,5. Als Beilage für vier Personen reichen rund 150 Gramm. Für diese Menge lassen Sie 350 Milliliter Wasser mit einer Prise Salz aufkochen. Streuen Sie den Amarant in das kochende Wasser und rühren Sie gut um, damit keine Klumpen entstehen. Nun lassen Sie die Körner rund 20 Minuten auf kleiner Flamme köcheln. Anschließend sollten Sie den Amarant ausquellen lassen, damit keine Inhaltsstoffe des Kochwassers verloren gehen. Außerdem klebt Amarant auf diese Weise nicht zusammen.

Sie können Amarant auch mahlen und so als Mehlersatz in glutenfreien Rezepten verwenden. Allerdings eignet sich Amarantmehl nur bedingt zum Backen, weil Gluten fehlt. Gluten hat in vielen Backrezepten die Funktion eines Bindemittels. Um mit Amarantmehl zu backen, brauchen sie ein Lebensmittel, das bindet, zum Beispiel Johannisbrot- oder Guarkernmehl. Gequirlte Eier und eingeweichte Chia- oder Leinsamen können Sie ebenfalls als Bindemittel verwenden. Dafür weichen Sie einen Esslöffel Samen mit drei Esslöffeln Wasser ein.

Wie puffe ich Amarant?

Sie erhalten gepufften Amarant als sogenannte Amarant-Pops fertig im Handel. Sie können Amarant aber auch leicht selbst zum Puffen bringen. Wie wird Amarant gepufft? Sie brauchen eine Pfanne oder einen Topf, am besten mit einem Glasdeckel. Beschichtetes Kochgeschirr verhindert, dass sich die gepufften Körner anlegen. Nun geben Sie so viele Körner in den Topf, dass der Boden bedeckt ist. Erhitzen Sie die Körner auf mittlerer Flamme bei geschlossenem Deckel.

Sobald Sie das erste Korn puffen sehen oder hören, nehmen Sie den Topf von der Flamme und schwenken ihn, damit alle Körner explodieren. Das dauert meist zwischen 30 Sekunden bis zu einer Minute. Wichtig ist, dass die Hitze nicht zu hoch ist, sonst kann der Amarant vor dem Puffen verbrennen. Anschließend können Sie die Amarant-Pops in Butter oder Honig schwenken. Gepufftes Amarant schmeckt besonders gut in Müslis. Sie können es auch über Obst streuen.

Amaranth, gepufft

Wechselvolle Geschichte von Amarant

Obwohl Amarant hierzulande erst seit wenigen Jahren bekannt ist, gehört es zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschen. Die Geschichte von Amarant beginnt in Südamerika. In fast 9000 Jahre alten Gräbern bei Veracruz in Mexiko fanden Archäologen Samen dieser Pflanze. Bei den Inka, den Maya und den Azteken zählte Amarant zu den Hauptnahrungsmitteln. Eine von vielen Legenden erzählt, ein heiliger Vogel habe den Menschen die Körner als himmlische Gabe gebracht. Amarant galt damals als Jungbrunnen und als Stärkungsmittel für Kranke und Schwangere.

Eroberer verbieten heiliges Korn

Montezuma, der König der Azteken, erhielt Tributzahlungen in Form von Amarant-Körnern. Zur Zeit der spanischen Eroberung vermischten die Azteken Mehl aus Amarant mit Honig und Menschenblut für Opfergaben. Weil sie daraus Götterfiguren für Zeremonien zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli formten, verboten die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert den Anbau von Amarant unter Androhung der Todesstrafe.

Trotz des Verbots in Südamerika brachten die Spanier die Samen nach Europa. Obwohl es damals – im Gegensatz zur Kartoffel – nicht beliebt wurde, fand Amarant von hier aus den Weg nach Asien. In Nepal, China, der Mongolei und Indien wird Amarant heute noch intensiv angebaut.

Das Unvergängliche

Die Inkas nannten Amarant Kiwicha, die Azteken Huautli. Der heutige Name stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus der Vorsilbe a und dem Verb maraino, das Vergehen bedeutet. Das Wort Amarant kann also übersetzt werden mit unvergänglich oder immer blühend. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné beschrieb im 18. Jahrhundert einige Pflanzen der Gattung Amaranthus. Deshalb ist die Untergattung Amaranthus caudatus L. nach ihm benannt, die wir heute als Gartenfuchsschwanz kennen.

Wiederentdeckung von Amarant in Peru

Die Wiederentdeckung von Amarant als Superfood beginnt in den USA. Das National Research Council der USA macht in einem 1975 veröffentlichten Buch (10) auf die Pflanze Amarant aufmerksam. Sie wird als tropische Pflanze mit vielversprechendem wirtschaftlichen Wert bezeichnet. Der Agrarwissenschaftler Luis Sumar Kalinowski führt 1981 den Anbau von Amarant in Peru wieder ein und bereichert so die Ernährung der ländlichen Bevölkerung. Dafür erhielt er den ‚Order of the Sun’, Perus nationale Auszeichnung. 1981 wird in den USA das BOSTID Research Programm gestartet, das die Möglichkeiten von Amarant ausloten sollte. Weitere Publikationen (11) des National Research Council folgten.

Im Zuge der Bio- und Superfood-Welle verbreitet sich Amarant wieder weltweit. Mittlerweile wird Amarant in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt angebaut. In Deutschland hat sich die Fachhochschule Weihenstephan im fränkischen Triesdorf um Amarant verdient gemacht. In Deutschland wird das Pseudogetreide vor allem in Mittelfranken und Baden-Württemberg großflächig angebaut – in konventioneller und Bio-Qualität. Erträge von bis zu 1.200 Kilogramm von Hektar sind möglich.

In den vergangenen Jahren ist der Verkauf von Amarant und anderen Superfoods in Deutschland regelrecht explodiert. Besonders prägnant ist diese Entwicklung bei den Chia-Samen. Im Jahr 2013 war Chian in Deutschland noch praktisch unbekannt. Medienberichte über Superfoods lösten dann eine bisher ungekannte Nachfrage aus. 2014 verkaufte der deutsche Lebensmittelhandel bereits 700 Kilogramm Chia-Samen. 2015 waren es bereits über 663 Tonnen. Bei Amarant verdoppelte sich der Absatz im gleichen Zeitraum,nur’ auf 163 Tonnen, während sich der Verkauf von Quinoa auf gute 696 Tonnen verdreifachte.

Wann blüht Amarant?

Der Anbau im eigenen Garten ist relativ unkompliziert. Allerdings vertragen die Pflanzen keinen Frost. Deshalb sollten Sie die einjährigen Pflanzen im Freiland erst gegen Ende April säen. Geschützte Vorkulturen können Sie jedoch bereits im März beginnen. Je nach Sorte blüht Amarant zwischen Juli und September. Erntereif ist Amarant, wenn die Fruchtstände rascheln. Amarant sollten Sie immer trocken ernten und niemals, wenn es regnet. Der Grund: Die Feuchtigkeit kann die kleinen Körner faulen lassen.

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[su_spoiler title=“Quellenverzeichnis“]

  1. Fasano A. Zonulin and its regulation of intestinal barrier function: the biological door to inflammation, autoimmunity, and cancer. Physiol Rev. 2011 Jan;91(1):151-75. doi: 10.1152/physrev.00003.2008. Review. PubMed PMID: 21248165. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21248165)
  2. Sategna-Guidetti, C & Volta, U & Ciacci, Carolina & Usai, Paolo & Carlino, A & De Franceschi, L & Camera, A & Pelli, A & Brossa, C. (2001). Prevalence of thyroid disorders in untreated adult celiac disease patients and effect of gluten withdrawal: An Italian multicenter study. The American journal of gastroenterology. 96. 751-7. 10.1111/j.1572-0241.2001.03617.x. (https://www.researchgate.net/profile/Carolina_Ciacci/publication/12052074_Prevalence_of_thyroid_disorders_in_untreated_adult_celiac_disease_patients_and_effect_of_gluten_withdrawal_An_Italian_multicenter_study/links/5adf43a0aca272fdaf898869/Prevalence-of-thyroid-disorders-in-untreated-adult-celiac-disease-patients-and-effect-of-gluten-withdrawal-An-Italian-multicenter-study.pdf)
  3. Wallner, Michael. (2015). Adverse Reactions Triggered by Amaranth Allergens-What We Know So Far from a Molecular Perspective. Journal of Allergy & Therapy. 06. 10.4172/2155-6121.1000e108. (https://www.omicsonline.org/open-access/adverse-reactions-triggered-by-amaranth-allergenswhat-we-know-so-farfrom-a-molecular-perspective-2155-6121-1000e108.pdf)
  4. A. Vojdani and I. Tarash, „Cross-Reaction between Gliadin and Different Food and Tissue Antigens,“ Food and Nutrition Sciences, Vol. 4 No. 1, 2013, pp. 20-32. doi: 10.4236/fns.2013.41005. (https://www.scirp.org/journal/PaperInformation.aspx?paperID=26626)
  5. Ballabio C, Uberti F, Di Lorenzo C, Brandolini A, Penas E, Restani P. Biochemical and immunochemical characterization of different varieties of amaranth (Amaranthus L. ssp.) as a safe ingredient for gluten-free products. J Agric Food Chem. 2011 Dec 28;59(24):12969-74. doi: 10.1021/jf2041824. Epub 2011 Nov 18. PubMed PMID: 22073907. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22073907)
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  7. http://www.drrathresearch.org/drrath-discoveries/cancer
  8. http://www.praxis-thaller.de/fileadmin/inhalte/dokumente/Glykaemischer_Index.pdf
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