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Carotinoide und Polyphenole: Summe größer als die Teile

Geschrieben von:

Kornelia C. Rebel

Medizinisch überprüft von:

Dr. Barbara Müller

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 24. November 2022 um 16:57

Reduzierter Fettstoffwechsel in Fibroblasten

Zwei beratende Wissenschaftler des Unternehmens Lycored haben die aktuelle Studie in Zusammenarbeit mit Forschern der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva durchgeführt. Dass dabei wissenschaftliche Standards eingehalten wurden, zeigt die Veröffentlichung im Schweizer Fachverlag für wissenschaftliche Zeitschriften MDPI. Auch in Pubmed, der nationalen Bibliothek für medizinische Studien in den USA, wurde die Arbeit aufgenommen.

Das Ergebnis: Das orale Nahrungsergänzungsmittel Lycoderm kann die Haut durch die antioxidative und entzündungshemmende Wirkung vor Zellschäden durch UV-Strahlen schützen. Das an sich ist keine Überraschung. Interessanterweise war laut Auskunft der Forscher, dass die Kombination von Tomaten- und Rosmarinextrakten in Lycoderm wirksamer ist als jede der beiden Verbindungen allein. Das bedeutet: Synergistische Effekte, auch als Entourageeffekt bekannt, ließen sich nachweisen.

Es ist bereits aus früheren Studien bekannt, dass aus Tomaten stammende Carotinoide wie Lycopin und Beta-Carotin UV-induzierte Hautschäden bekämpfen können. Sie verringern die von UV-Strahlen verursachte Oxidation von Lipiden in den Fibroblasten der Haut. Diese Zellen sind Hauptbestandteil des Bindegewebes und sorgen in der extrazellulären Matrix für straffe, elastische Haut.

Inzwischen hat sich zudem gezeigt, dass Carnosinsäure, ein phenolisches Diterpen aus Rosmarin, UV-induzierte Schäden in menschlichen Fibroblasten und Keratinozyten ebenfalls verhindert. Keratinozyten sind hornbildende Zellen der Oberhaut, ein wichtiger Teil der natürlichen Hautschutzbarriere.

Zusammenfassend schrieben die Forscher: „Eine haltbare Ansicht ist, dass die vorteilhaften Wirkungen von Phytonährstoffmischungen zumindest teilweise auf den komplementären und sich überschneidenden Wirkmechanismen dieser Nährstoffe auf mehreren Zellwegen beruhen.“

So erklären die Autoren, dass die Einwirkung von Sonnenstrahlen zu Hautentzündungen führen kann. Sie machen sich als Rötungen bemerkbar. In der Haut kommt es dabei zur Bildung von entzündungsfördernden Zytokinen wie Interleukin-6 und Tumornekrosefaktor-Alpha.

Diese Botenstoffe können von Proteasen aktivieren, bestimmte Enzyme, die Hautkollagen abbauen. Am bekanntesten dabei sind die Matrix-Metalloproteinasen (MMPs). Carotinoide und Polyphenole können helfen, zwei Transkriptionssysteme, ARE/Nrf2 und NFκB, zu modulieren, um die Bildung dieser Enzyme zu hemmen.

Zunächst untersuchten die Forscher die synergistischen Inhaltsstoffe von Lycoderm – darunter 10 µM Lycopin und 5 µM Carnosinsäure – in vitro, also in Petrischalen. Sie wollten beobachten, wie sie sowohl einzeln als auch in Kombination die UVB-induzierte Freisetzung von Entzündungszytokinen hemmen und oxidativen Stress ausgleichen könnten.

Die Kombinationen von Tomaten- und Rosmarinextrakten mit Carnosinsäure erzeugten dabei eine statistisch signifikant stärkere Aktivierung der ARE/Nrf2-Signalwege als die einzelnen Verbindungen allein. Die Aktivierung von ARE/ Nrf2 sei einer der grundlegenden Mechanismen, um UV-induzierte Hautschäden auszugleichen, so die Studienautoren.

Die Forscher testeten auch die Bioverfügbarkeit der Carotinoide in Lycoderm an 23 menschlichen Freiwilligen im Alter von 24 bis 33 Jahren. Jeder Proband konsumierte täglich zwei Kapseln Lycoderm mit zwei getrennten Mahlzeiten, was eine tägliche Zufuhr von 15 mg Lycopin, 5,9 mg Phytoen plus Phytofluen, 0,9 mg Beta-Carotin und 4 mg Carnosinsäure lieferte.

Das Blut der Probanden wurde zu Beginn der Studie sowie zwei und drei Wochen nach Beginn der Supplementierung analysiert. Die Forscher stellten einen statistisch signifikanten und linearen Anstieg des durchschnittlichen Plasma-Lycopins, Phytoens und Phytofluens nach zwei und drei Wochen Einnahme fest.

„Die Ergebnisse dieser Studie eröffnen neue Wege zur Vorbeugung von UV-induzierten Hautschäden“, schreiben die Forscher. „Ein ernährungsphysiologischer Ansatz hat klare Vorteile gegenüber der topischen Vorbeugung mit Sonnenschutzmitteln.“ Demnach schützen Sonnencremes die Haut hauptsächlich während der Urlaubszeit, während etwa 70 % der Sonnenexposition bei regelmäßiger täglicher Aktivität auftritt.

Quelle:

Calniquer G, Khanin M, Ovadia H, Linnewiel-Hermoni K, Stepensky D, Trachtenberg A, Sedlov T, Braverman O, Levy J, Sharoni Y. Combined Effects of Carotenoids and Polyphenols in Balancing the Response of Skin Cells to UV Irradiation. Molecules. 2021 Mar 30;26(7):1931. doi: 10.3390/molecules26071931. PMID: 33808148; PMCID: PMC8036680. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8036680/)

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